Du bist hier: Home » Allgemein » Wenn Cupido mit Dildos schießt! – Ein himmlischer Einblick in die Dildo-Party-Agentur „Liebesengel“

Habt ihr schon mal eine Dildo-Party ausgerichtet? Wenn ja, dann wisst ihr bereits: Als Gastgeber hat man die Qual der Wahl, wen man einlädt, denn Anbieter gibt es wie Sand am Meer. Nachdem wir bereits den Veranstalter „PepperParties“ für euch getestet und eine Beraterin von dort interviewt haben, hat uns nun Nadine Jedlicka, Geschäftsführerin der „Liebesengel“, Rede und Antwort gestanden und Einblick in die Philosophie ihres Unternehmens gewährt.

Dildo-Party-Anbieter schießen aus dem Boden. Warum habt ihr euch entschlossen, auf den Zug aufzuspringen?

Die Idee der Dildo-Party kam uns eigentlich schon 2005, als wir die Firma FUN FACTORY auf einer Kosmetikmesse kennengelernt haben. Aber damals dachten wir: „Ach, wer macht denn so was“, weil solche Initiativen noch sehr häufig in die „Schmuddelszene“ eingeordnet wurden. 2009 sagten wir uns dann: „Jetzt oder nie!“ Und da uns das Thema unwahrscheinlich beschäftigt und wir uns gern damit auseinandersetzen, haben wir unsere eigene Vertriebsagentur aufgemacht.

Was macht ihr anders bzw. besser als die anderen?

Unser Sortiment beträgt momentan über 600 Artikel. Wir haben ein sehr umfangreiches Angebot, damit wir auch auf verschiedene Kundenwünsche eingehen können. Dabei achten wir sehr auf die Qualität unserer Produkte und natürlich auch darauf, dass wir immer auf dem neuesten Stand sind. Denn bei den Vibratoren ist es ähnlich wie beim Fernsehen, die Technik geht immer weiter. Und wir wollen unseren Kunden immer aktuelle Highlights anbieten. Aus diesem Grund machen wir oft besondere Angebote für die Gastgeberinnen oder die Kunden. Das freut natürlich auch unsere Beraterinnen, die das dann auf den Partys präsentieren dürfen.

Auf eurer Website schreibt ihr, dass man China-Ware bei euch vergeblich sucht. Was muss ein Toy mitbringen, damit ihr es in euer Sortiment aufnehmt?

Zunächst einmal ist es so, dass die Vibratoren, die wir im Sortiment aufnehmen, vorab tatsächlich getestet werden, sei es über Beraterinnen oder Bekannte. Nur wenn uns das Ergebnis überzeugt, nehmen wir das Toy mit auf. Zum Thema China-Ware: Bei uns findet man keine Jelly-Vibratoren oder Ähnliches, weil wir wirklich auf die Inhaltsstoffe der Vibratoren achten. Denn es handelt sich um ein Intimgerät. Deswegen wollen wir Produkte, bei denen wir hundertprozentig dahinter stehen. Und das ist momentan hauptsächlich „Made in Germany“.

Mit welchen Sextoy-Marken arbeitet ihr zusammen?

Mit sehr vielen verschiedenen Marken. Nur im Toy-Bereich sind das LELO, SINFIVE und FUN FACTORY, einen Teil haben wir noch von JOYDIVISION. Dann haben wir natürlich ganz viele Bodycare Produkte von SHUNGA über PJUR und auch hier wieder FUN FACTORY. Für die Männer haben wir auch Produkte von TENGA im Sortiment. Es ist sehr breit gefächert. Von LYLOU bieten wir z.B. auch Parfum an. Dazu kommen noch erotische Bücher. Es ist also wirklich „von … bis“ alles dabei, sogar eine Auswahl aus dem Bondage-Bereich, besonders jetzt, wo „Shades of Grey“ so interessant ist. Da haben wir das komplette Sortiment von FAIRE HOMMAGE mit im Angebot.

Gibt es bei den Produkten einen Dauerrenner?

Das TENGA Egg verkauft sich wirklich sehr gut. Gleiches gilt für das Parfum von LYLOU. Der Massagestein von JIMMY JANE ist sehr gefragt. FUN FACTORY Vibratoren werden in der Regel auch immer gut gekauft. Unser momentanes Highlight sind die neuen SINFIVE Kugeln im Zweier-Set als „Heavy“ und „Light“ mit verschiedenen Gewichtsklassen.

Wie viele Toys werden im Durchschnitt auf einer Party präsentiert?

Das Starterset für unsere „Liebesengel“ besteht derzeit aus sieben Toys und verschiedenen Bodycare Produkten, aber die tatsächliche Zahl variiert immer von Beraterin zu Beraterin. In der Regel sind alle sehr gut ausgestattet, weil sie sich die weiteren Toys laufend entweder dazu erarbeiten oder erkaufen. Jemand, der neu anfängt, hat natürlich noch etwas weniger im Koffer als jemand, der nach zwei, drei Partys sein Sortiment aufstockt.

Du hast eben schon gesagt, dass ihr auch Toys für die Herren der Schöpfung habt. Welche denn?

Zum Einen ist das das TENGA Egg, das immer sehr begeistert. Dazu kommt das TENGA 3D, wir stellen z.B. auch die Cobra von FUN FACTORY vor. Weiterhin haben wir Penisringe von verschiedenen Firmen im Sortiment. Wir legen Wert darauf, auch der Männerwelt wirklich etwas Ausgefallenes zu bieten – auch, damit es nach den Partys nicht immer heißt: „Ach, hast du wieder nur etwas für dich gekauft?“ So kann die Frau auch mal dem Mann etwas mitbringen.

Heißt das, es sind keine Männer bei den Partys dabei?

Doch. Wir haben sogar schon reine Männerpartys veranstaltet, z.B. für einen Stammtisch und einen Fußballverein. Wir sind der Meinung, dass ein Mann genauso gut Toys kaufen kann, für die Frau oder für sich selbst, wie eine Frau. Und deswegen finden wir es auch schade, wenn immer nur den Frauen etwas geboten wird. Trotzdem freuen wir uns natürlich, wenn die männliche Kundschaft sich auch dafür interessiert, der Frau etwas Gutes zu tun.

Wie ist die durchschnittliche Konstellation der Gäste auf euren Partys?

In der Regel sind die Gäste hauptsächlich weiblich, ab ca. 20 Jahren aufwärts. Es sind sehr viele Junggesellenabschiede dabei im mittleren Alter von 25 bis 35 Jahren. Meine älteste Kundin war 75 Jahre alt, sie hat sich sehr intensiv mit dem Thema beschäftigt und ist hinterher wirklich glücklich von dieser Party gegangen.

Waren schon mal Prominente bei dir zu Gast?

Wir haben Oliver Pocher für eine Folge der „Oliver Pocher Show“ mit einer Party überrascht. Es war eine super witzige Angelegenheit. Vor allen Dingen er selbst war sehr nett. Es macht Spaß, mit Prominenten zu arbeiten, und ich tue es gerne wieder. Aber ich sehe sie in erster Linie als Privatpersonen. Sie sind im Prinzip Leute wie wir auch. Und gerade sie sollten auch die Möglichkeit haben, Toys in privater Atmosphäre zu kaufen, anstatt Gefahr zu laufen, in irgendeinem Shop von einem Paparazzo behelligt zu werden. Darin liegt für uns der Sinn einer Privatberatung, jemandem diskret unter Wahrung der Privatsphäre das gesamte Sortiment vorzustellen.

Kann man auch ohne Alkohol Spaß auf einer Dildo-Party haben?

Ja. Alkohol wird auf den Partys zwar oft als Lockerungsmittel verwendet, und natürlich soll eine Dildo-Party vor allem Spaß machen. Aber so eine Party soll auch Informationen bieten. Wenn durch ein gutes Glas Sekt die Hemmschwelle gesenkt wird, ist das vollkommen okay. Aber die Gäste sollten nicht nur wild durcheinander quasseln, sondern sich auch ein bisschen mit dem Thema auseinandersetzen. Die Beratung auf einer Party ist intensiver als vergleichsweise in einem Geschäft. Wir sprechen auf den Partys auch bewusst verschiedene Dinge an, u.a. das Tabuthema „Anal“. Und wenn wir darüber mit Fakten aufklären, sehen wir doch immer noch oft in erstaunte Gesichter und hören: „Das wusste ich ja noch gar nicht.“ Und genau darum geht es. Die Gäste sollen sich wirklich über die Produkte informieren, sollen etwas Neues lernen und hinterher sagen können: „Diese Party hat mir persönlich auch etwas gebracht.“ Gerade an Junggesellenabschieden wird eine Dildo-Party eher als Lückenfüller genommen, und das finde ich in dieser Hinsicht oft ein bisschen schade. Neben der grundsätzlichen Information soll es aber auch eine Gelegenheit sein, sich darüber zu informieren, was für Toys es überhaupt gibt. Aus diesem Grund haben wir immer alle Neuheiten im Programm, damit wir unseren Gästen etwas wirklich Innovatives präsentieren anstelle von etwas, das sie vielleicht selbst schon zehntausend Mal in der Hand hatten. Nehmen wir z.B. den WE VIBE. Das ist ein Produkt, das man auch in einem normalen Geschäft nicht sofort findet. Und so etwas unseren Kunden nahezubringen, finde ich sehr wichtig.

Man kann sich bei euch also richtige Tipps abholen: Wie finde ich meinen G-Punkt, wie komme ich auf verschiedene Weisen zum Orgasmus etc.?

Genau. Wir haben zum Beispiel auch diverse G-Punkt Cremes. Oder die Beraterin erklärt, was der „Liebesregen“ ist, d.h. wie man eine Frau zur weiblichen Ejakulation bringt. Das Thema „Liebeskugeln“ wird heute auch noch von vielen falsch verstanden, weil sie denken: „Beim Tragen der Kugeln bekomme ich einen Orgasmus.“ Hier ist es an uns, den Irrtum zu beseitigen, auch wenn wir zum tausendsten Mal erzählen: „Liebeskugeln erzeugen keinen Orgasmus, sondern trainieren durch das Tragen die Beckenbodenmuskulatur.“ Aber dafür sind wir da.

Wer wird eher verlegen beim Thema „Vibratoren“ – Männer oder Frauen?

Männer sehen einen Vibrator häufig als Konkurrenten an. Ich sage dazu: Gut, von der Größe her mag es vielleicht das ein oder andere Mal so wirken. Aber trotzdem ist und bleibt der Mann unersetzbar. Denn ein Vibrator hat keine Arme, er kann die Frau nicht währenddessen überall anfassen, streicheln usw. Deshalb muss ein Mann einen Vibrator nie als Nebenbuhler ansehen. Und diese Sicht ist es, die man den Männern u.a. auf einer reinen Männerparty eröffnen kann. Ein anderer Fall zum Thema „neue Sicht der Dinge“ sind Pärchenpartys. Diese sind auf der einen Seite schon eine witzige Sache. Auf der anderen Seite muss ich aus meiner Erfahrung heraus sagen: Auf den Pärchenpartys, die ich gestaltet habe, ist es im Nachhinein häufig zu Ärger zwischen einzelnen Paaren gekommen. Das liegt an der Konstellation, dem Sich Öffnen gegenüber einem fremden Mithörer. Wenn eine Frau mit ihrer Freundin über ihr Sexleben spricht, dann gibt es keine Scham, denn Frauen unter sich können einander alles erzählen. Ist aber der Mann dabei und schlägt z.B. vor: „Ach, das wäre doch auch noch mal etwas …“ Dann sagt die Frau: „Um Gottes Willen!“ Denn es sitzt ja nicht nur die Freundin, sondern auch der Freund der Freundin daneben. Und der erfährt dann durch diese Party vielleicht mehr von ihr, als sie selbst preisgeben möchte. Darum sind getrennte Partys nur unter Frauen bzw. nur unter Männern in der Regel harmonischer.

Manche lieben beim Sex die Natürlichkeit und können nicht verstehen, warum andere sich Spielzeug ins Bett holen. Wie überzeugst du solche Skeptiker?

Man muss es einfach ausprobiert haben. Es gibt mit Sicherheit auch Leute, die danach immer noch der Überzeugung sind: „Nein, so etwas brauche ich nicht.“ Aber es ist sehr wichtig, Dinge auszuprobieren, um einfach auch Neues kennenzulernen, offen zu bleiben. Natürlich gibt es auf den Partys auch immer diejenigen, die einen Vibrator nur eine Sekunde in die Hand nehmen und ihn ganz schnell weitergeben. Das liegt an der eigenen Schamgrenze, was die Kundinnen selbst in dem Moment aber gar nicht zugeben. Viele halten den Gebrauch von Sextoys immer noch für ein Tabuthema, über das sie sich nicht outen wollen. Aber durch die Lieferanten – mit denen stehen wir immer in engem Kontakt – sieht man, dass doch Bestellungen eingehen. Diesen Frauen kann man nur ans Herz legen, dass ein Vibrator weder ein Konkurrent für den Partner ist, noch dass sie Angst davor haben müssen, dass der Partner das Toy vielleicht auch sehen will. Denn ein Sextoy ist nichts mehr oder weniger als ein Hilfsmittel, um sich selbst und gegenseitig zu entdecken bzw. um sich gegenseitig auch etwas Gutes zu tun und sich zu verwöhnen. Darum raten wir jedem, es auszuprobieren. Erst dann weiß man, ob es einem gefällt oder nicht.

Wie beurteilst du die Entwicklung der Gegenwart: Das gesellschaftliche Tabuthema Sex hat sich ins Gegenteil verkehrt, Sex ist überall erreichbar, Pornos sind auf Handys für Kinder frei einsehbar. Leidet der Sex darunter oder sind wir so offen wie nie?

Ich glaube nicht unbedingt, dass der Sex darunter leidet. Das ist ja immer noch eine Sache, die man auch irgendwo selbst entscheidet. Die Jugend wird heutzutage immer frühreifer, die Frauen werden immer früher schwanger, weil sie alle experimentieren. Gerade weil Sex im Fernsehen so offen dargestellt wird, meinen natürlich viele Jugendliche, sie müssten dem nacheifern. Das finde ich ein bisschen schade, denn es soll auch noch etwas Besonderes sein. Teilweise werden aber verschiedenste Praktiken so angepriesen, dass dieser Sex vollkommen normal wirkt. An diesem Wochenende kam z.B. mittags um 12 Uhr eine Wiederholung vom Vorabend, in der Ausschnitte von Paris Hiltons Porno gezeigt wurden. Für die Erwachsenen mag das halb so schlimm sein, für manche vielleicht sogar eine Anregung. Aber ich finde, für Kinder und Jugendliche muss das einfach nicht sein.

Was macht für dich guten Sex aus?

Ich glaube, das ist reine Gefühlssache. Jeder hat sein eigenes Ding. Aber das lässt sich vielleicht gar nicht so eingrenzen. Denn man kann einmal eine bestimmte Art Sex gehabt haben, von der man im Nachhinein denkt, die war gut. Und beim nächsten Mal wird diese Erfahrung total getoppt, dabei handelt es sich um eine ganz andere Spielart. Es gibt unzählige verschiedene Facetten, wie man Sex ausleben kann. Bis man die alle durch hat, um dann beurteilen zu können: „Das ist richtig gut“, das dauert.

Sind Toys für dich ein wesentlicher Bestandteil von Sex?

Ja. Das war bei mir schon immer so, jetzt mal von den „Liebesengeln“ ganz abgesehen. Denn ich bin einfach der Meinung, dass man experimentierfreudig sein muss. Außerdem möchte man ja auch dem Partner oder der Partnerin immer wieder noch etwas Neues bieten. Und auch wenn man älter wird, kann man immer noch auf Sachen stoßen, die vorher unentdeckt geblieben sind.

Was ist das beste Argument für eine Dildo-Party?

Das beste Argument ist: Man kann alles schmecken, fühlen, ansehen – richtig ausprobieren ja nicht -, um sich dementsprechend intensiv mit diesem Thema zu beschäftigen. Denn dafür sind die Dildo-Partys da. Und natürlich, weil es ein Riesenspaßfaktor ist. Das ist auch der Hauptgrund, warum ich selbst noch Partys veranstalte.

Die Redaktion von www.vibratoren.net bedankt sich bei Nadine Jedlicka, Geschäftsführerin der Vertriebsagentur „Liebesengel“, für das ausführliche Interview!

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