Die SM-Szene ist seit jeher sehr kreativ, was sie vor allem ihrem „Spieltrieb“ verdankt. Die Praktizierenden streben danach, ihre Fantasien auszuleben und beständig neue zu entwickeln. Damit sie das können, gibt es die „Macher“ der Szene, die die benötigten Spielgeräte bauen. Einer davon ist das exklusive Label Stefan Beier Fetischdesign, das zuletzt durch das Gerät „SXT“ auf sich aufmerksam machte, einen Multifunktionstisch, der sich binnen Sekunden zum Strafbock und Pranger umbauen lässt. Wir baten den Designer Stefan Beier um ein Interview.
Beschreibe in drei Sätzen, was du machst.
Ich baue versteckte und offensichtliche SM-Möbel als Designobjekte nach dem Prinzip „Form follows Function“. Das ist die Voraussetzung, um beste Optik und beste Funktion zu erreichen, damit weder die Optik unter der Funktion leidet noch umgekehrt.
Was genau macht ein Designermöbel aus?
Der Unterschied zwischen einem Designermöbel und einem billigeren Massenmöbel ist, dass das Billigmöbel versucht, die Optik eines Designermöbels zu simulieren. Man kann sich das wie eine Hülle vorstellen: Es sieht außen toll aus, aber dem Innenleben fehlt die Langlebigkeit, es geht einfach kaputt. Das heißt, während das Designermöbel z.B. Massivholz verwendet, besteht das Billigmöbel aus einem Pressspanteil mit aufgebrachter Holzoptik. Beides sieht auf den ersten Blick gleich aus, ist aber von der Langlebigkeit und auch von der Haptik her unterschiedlich. Denn das Holz fühlt sich beim Anfassen warm an, während die Kunststoffbeschichtung kalt ist.
Was inspiriert dich?
Schöne Dinge zu schaffen. Eigentlich ist es bei mir mehr, eine Idee zu haben – woher die kommt, ist unterschiedlich – und die zu perfektionieren. Bei dem Multifunktionstisch „SXT“ war es so, dass ich schon lange gesehen habe, dass es versteckte Möbel gab. Aber ich fand sie nicht so gut, weil sie durch heraushängende Ösen oder Ähnliches nicht wirklich versteckt waren. Und ich wusste immer im Hinterkopf: Das kannst du besser. Zu diesem Wissen kam die Situation eines Elternpaares im Bekanntenkreis, dem der Platz für ein separates Spielzimmer fehlte. Da dachte ich mir: Mensch, das wäre eigentlich perfekt, wenn das SM-Möbel mitten im Leben steht und man es wirklich nicht sieht, die Kinder darum herum rennen können und es nicht sehen, die Großeltern davor sitzen können und auch nichts mitbekommen. Es war einfach der Bedarf da. Und was mich inspiriert, ist, es dann zu schaffen, aus diesem Produkt das Ultimative herauszuholen, dass ich alle meine Fähigkeiten einsetzen kann, mein technisches Know-how, mein Material-Know-how und mein Design-Know-how, und aus diesen ganzen Breiten das Höchstmaß herausschöpfe.
Woher stammt die Idee zu deiner Kollektion „Serial“?
Ursprünglich wollte ich nur diesen Tisch bauen und anschließend in den Clubs präsentieren. Während der Produktionszeit sind dann weitere Ideen entstanden und gereift, auch weil ich sehr viel Zuspruch für meine Arbeit bekommen habe. Darum habe ich mich entschlossen, eine ganze Kollektion in eigener Handschrift zu produzieren. Den Prototypen des Fetischbetts „SXB“ mit den Edelstahlhalbschalen habe ich vor drei Jahren für den Eigenbedarf gebaut. Für die Kollektion habe ich dann edles Material gewählt und das Holz passend zum Tisch abgestimmt. Als drittes Möbel habe ich das Andreaskreuz in meinem Design gestaltet. Es ist für mich ein faszinierendes Traditionsmöbel, es steht als Symbol für die Szene und ist neben Strafbock und Pranger mit das älteste und auch bekannteste Folterinstrument.
Was fehlt den Fetischmöbeln auf dem aktuellen Markt?
Es sind zum Teil Kunstobjekte, es sind zum Teil auch sehr funktionale, durchdachte Möbel. Aber sie alle werden nicht allein als Möbel wertgeschätzt in dem Sinne, dass man sagt: Sie sind schön. Diese Eigenständigkeit habe ich mit meiner Kollektion geschaffen, meine Produkte werden auch als dekoratives Möbel in die Wohnung gestellt. Die Kollektion ist vom Spielen her praktisch, das Design folgt der Funktion. Aber nach dem Feedback, das ich bis jetzt bekommen habe, finden auch Leute, die nichts mit der Szene zu tun haben, die Möbel schön, auch, wenn sie z.B. eine andere Spielart bevorzugen.
Du bietest persönliche Beratung und Maßanfertigung in einem Bereich, in dem bisher Internetversand und Eigenbau dominieren. Wie erhältst du die Privatsphäre deiner Kunden?
Bei jedem Auftrag sind ich und meine Sekretärin die Einzigen, die den Namen des Kunden kennen, und vertraglich zur Diskretion verpflichtet. Alle Firmen, die für uns produzieren, bearbeiten den Auftrag anhand einer Rechnungsnummer. Ebenso erfolgt die Überweisung, nicht einmal der Bank ist bekannt, um was für ein Konto es sich handelt. Das Label Fetischdesign ist in das Atelier Stefan Beier für Kulissen- und Modellbau eingebettet. Briefsendungen tragen außen das Zeichen des Ateliers und innen das Zeichen des Labels. Die Auslieferung erfolgt anonym ohne Werbung bzw. mit der Werbung des Ateliers.
Wie sprichst du deine Kunden an? Wie machst du auf dich aufmerksam?
Die Werbung erfolgt auch sehr diskret, ich lasse die Kunden auf mich zukommen. Deshalb ist das Label sehr präsent. Der „SXT“ aus der Kollektion „Serial“ wurde für den European Fetish Award 2012 in der Kategorie „Best Idea / Best Startup“ nominiert. In dem Szene-Magazin SCHLAGZEILEN wird es in der nächsten Ausgabe Nr. 125 im Oktober eine Reportage geben. Man findet uns auf YouTube und Facebook, dort kann man uns auch anonym folgen. Wichtig ist, dass der Kunde sich anonym informieren kann, bevor er Kontakt mit uns aufnimmt. Dann erfolgt eine persönliche Beratung. Denn die Kollektion dient in erster Linie als Muster. Wer das Möbel genau so haben will, der kann es natürlich so bekommen. Aber jedes Produkt kann an den eigenen Möbelstil angepasst werden, sei es, dass man andere Hölzer oder Farben nimmt, das Metall anders behandelt, dass man Highlights aus der Wohnung mit in die Möbel hinein nimmt. Beim Andreaskreuz gibt es z.B. sehr viele Arten der Holzverarbeitung, etwa ob man Astlöcher rustikal belässt oder verdeckt, um eine glatte, durchgehende Oberfläche zu erhalten. In diesem Gespräch finden wir heraus, was der Kunde will, können auch auf Probleme aufmerksam machen und zusammen das perfekte Möbel für ihn entwerfen.
Welche berufliche Erfahrung hast du?
Mit Möbeldesign beschäftige ich mich schon lange. Ich bin diplomierter Gestalter im Handwerk und habe in diesem Bereich auch meine Diplomarbeit gemacht, ein verstecktes Raumsparmöbel. Es ist Gewinner des internationalen Wettbewerbs „Talente 2007“ und weltweit veröffentlicht, auch das ein perfektes Möbel, wenn auch noch nicht im Bereich SM: ein schlichter Turm, der unauffällig in der Ecke steht, und sobald man diese Sitzgruppe benötigt, kann man sie schnell und einfach aufbauen. Diese Verwandlungsmöglichkeit war mir schon immer wichtig. Gleichzeitig habe ich in meiner beruflichen Laufbahn auch schon viele Dekorationen gebaut, z.B. für Einkaufszentren, Freizeitparks, auch Themendekorationen und Szenarien für Schaufenster. Ursprünglich habe ich den Beruf des Raumausstatters gelernt, dazu gehören u.a. Polsterei und Möbelbau. Dabei habe ich viel mit klassischen Möbeln gearbeitet, wie Federstellung an alten Biedermeiersofas, und dadurch viele alte Bauweisen kennengelernt. Das Wissen um diese Verarbeitungen nutze ich in der Kombination mit modernem Design.
Welche Anforderungen hast du selbst an ein SM-Möbel?
Es muss eine gute Funktionalität haben, möglichst viele Spielarten erlauben. Es sollte ausbaubar sein, so dass man es immer erweitern kann, und nicht eingeschränkt auf eine Funktion. Es muss stabil sein. Das Möbel muss schön sein, muss sich gut anfassen lassen, so dass man sich an dem Möbel an sich schon erfreut und Lust bekommt. Es muss gutaussehend und praktisch, vor allem ästhetisch sein. Dazu gehört auch die Ästhetik darum herum, denn sie unterstreicht das Möbel. Aus diesem Grund inszeniere ich meine Produkte in vollständigen Kulissen und setze sie so in Szene. Dieser komplette Aufbau oder Umbau, z.B. von Kellerräumen, gehört auch zu den Leistungen unseres Labels.
Welche Projekte planst du als nächstes?
Momentan ist meine neue Kollektion in Arbeit, die vom Stil her komplett anders sein wird. Die Details sind noch geheim. Gerade werden die ersten Prototypen produziert. In dieser Bauphase werden die Fixierungen mit verschiedenen Größenverhältnissen getestet. Erst wenn das Ganze von den Proportionen und der Funktionalität her passt, wird an dem Möbel das Finish vorgenommen. Dann kommen die ganzen Endlacke und Metallveredelungen dazu, und dann ist es fertig. Genauso gehen wir auch bei Maßanfertigungen vor.
Wo kann man sich die bestehende Kollektion „Serial“ anschauen?
Wer hinter die Kulissen blicken will, kann sich die Möbel in unserem Atelier bei Würzburg ansehen. Außerdem gibt es für Clubbesitzer auch die Möglichkeit, die Prototypen als Spielgeräte anzufragen, da stehen wir gerne zur Verfügung. So haben die Interessenten dann die Möglichkeit, das Spielgerät vor Ort auszuprobieren.
Mehr Informationen auf www.Fetischdesign.com.
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Die Redaktion von www.vibratoren.net bedankt sich bei Stefan Beier von Stefan Beier Fetischdesign für das Interview!