Als ich neulich mit meinem Mann auf ein anderes Paar wartete, standen wir zufällig neben einem Kosmetikstudio, das einen Flyer ausliegen hatte. Darauf stand „Rasieren Sie noch?“. Und ich dachte: „Ja, leider.“ Denn mittlerweile finde ich die Intimrasur total lästig, die Haare wachsen immer dicker nach, man rasiert immer öfter und es ist ein Teufelskreis. Ein Blick auf die Rückseite verriet mir, dass die angepriesene Methode – das SUGARING – auch für die Bikinizone geht. Nach ein wenig hin und her, meine intimste Stelle jemand Fremdem zur Bearbeitung zu präsentieren, siegte schließlich doch die Hoffnung, den Rasierer ein für alle Mal einzumotten.
Behandlungsort
SUGARING kann man zwar auch zuhause selber machen (Rezepte im Internet gibt es viele), aber für die Behandlung meiner empfindlichsten Körperstelle fehlt mir doch die Disziplin, vor allem beim Schamlippen festhalten, Zähne zusammenbeißen und reißen. Aber es gibt einige Kosmetikstudios, die (zumindest für Frauen) die Intimenthaarung anbieten. Die Betreuung in meinem Studio finde ich sehr nett, mittlerweile ist es mir auch nicht mehr unangenehm, mich zu entblößen. Ich sehe es als Mittel zum Zweck, was es ja auch ist.
Ablauf
Ich komme an, werde nett begrüßt und in das vorbereitete Zimmer geführt. Beim ersten Mal war ich sehr überrascht, eine Art umgeschlagene Picknickdecke auf dem Behandlungsstuhl (nicht wie beim Gynäkologen, ein normaler Kosmetikstuhl) vorzufinden. Aber irgendwie haben auch die Kosmetikstudios ja ein Recht auf Praktikabilität, und Zuckerpaste lässt sich von Isolierfolie bestimmt besser abwaschen als aus Handtüchern entfernen – abgesehen davon, dass mir das Handtuch sonst am Hintern klebt. Aber weiter im Text – ich bin also im Zimmer, und die Kosmetikerin lässt mich kurz allein, damit ich mich unten herum ausziehen und auf den Stuhl setzen kann. Dort liegt schon ein kleines Handtuch bereit, mit dem ich den Intimbereich voerst abdecken kann, während die Tür etwas aufgeht und die Kosmetikerin fragt, ob sie herein kommen kann. Dann wird die Tür geschlossen und ich lege das Handtuch weg. Zuerst kommt die Desinfektion, dabei werde ich unten herum mit einem Spray eingesprüht. Dann nimmt die Kosmetikerin die Zuckerpaste und knetet sie in ihrer Hand geschmeidig. Die Paste ist goldgelb und ziemlich zäh. Wenn die Konsistenz stimmt, beginnt die Enthaarung. Hier kam die zweite Überraschung für mich, und zwar verwendet die Dame dabei keine Handschuhe. Nach kurzer Überlegung dachte ich mir, dass das wahrscheinlich nicht möglich ist, weil die Paste ja auch am Handschuh klebt und man so nicht arbeiten kann. Ich hatte trotzdem kurz Bedenken, habe aber dann mitbekommen, dass sich die Kosmetikerin selbst auch die Hände desinfiziert, bzw. es hängen auch überall im Behandlungsraum Vorgaben hinsichtlich Hygiene etc. Und gerade bei einer Kosmetikerin darf man ja sowieso Gepflegtheit erwarten. Da sie ebenfalls sehr professionell damit umging, konnte ich mich hinterher doch entspannen, soweit das bei dem schmerzhaften Geziepe möglich ist. Nach der Enthaarung wird der Intimbereich mit warmem Seifenwasser gewaschen, um die Reste der Paste zu entfernen. Dann wird der Bereich noch einmal mit einer teebaumölhaltigen Tinktur desinfiziert und man bekommt Tipps zur Nachbehandlung. Und zwar kann es sein, dass sich die Haut etwas schält, ähnlich wie bei einem Sonnenbrand. In diesem Fall kann man normale Heilsalben wie Bepanthen auftragen. Nach ca. 3-4 Wochen kommt man wieder, um die nachgewachsenen Haare loszuwerden. In der Zwischenzeit darf man sich aber nicht rasieren, da sonst die Haare ebenso dick nachwachsen wie zuvor.
Funktion
Im Gegensatz zum Wachs wird beim SUGARING die Paste gegen die Wuchsrichtung auf das Haar gestrichen und die Haare werden dann mit der Wuchsrichtung anstatt dagegen ausgerissen. Daher ist das Ausreißen nicht ganz so schmerzvoll. Das kann ich aber nicht so beurteilen, da ich mit Wachs kaum Erfahrung habe. Es fehlt der Vergleich. Wachs eignet sich jedoch auch für Haarlängen ab 5 mm, während SUGARING erst ab ca. 1 cm greift. Wenn dann noch störende Haare da sind, hilft die Kosmetikerin auch schon mal mit der Pinzette nach. Das Ausreißen schädigt die Haarwurzel, was den Haarwuchs mindert. Die Wirkung bei mir ist super. Schon nach der ersten Behandlung waren nach drei Wochen beim Folgetermin gerade mal ein Viertel der Haare nachgewachsen bzw. waren beim ersten Mal sehr wenige Haare übrig geblieben, die da noch zu kurz waren, um von der Paste ergriffen zu werden. Und beim dritten Termin war nur ca. die Hälfte des Volumens vom ersten Termin nachgewachsen. Der Schmerz lässt sich immer besser ertragen bzw. wird laut Kosmetikerin auch immer weniger, ebenso wie das Haar wirklich weicher wird. Es wirkt jetzt immer mehr wie ein Flaum, wenn auch in meinem Falle ein dunkler. Gleichzeitig dauert die Behandlung natürlich immer kürzer, und man ist ruckzuck fertig. Ein weiterer positiver Effekt ist, dass die kleinen Pickelchen, die ich nach dem Rasieren zuhauf hatte, immer weniger werden und sich auch nicht mehr so stark entzünden.
Kosten
Pro Behandlung zahle ich in meinem Studio 30 Euro. Die Bezahlung richtet sich nicht nach Dauer, sondern nach Leistung. Je nach Anzahl der nachgewachsenen Haare braucht meine Schönheitsfee mal mehr, mal weniger Zeit, mittlerweile gerade mal noch 20 Minuten inkl. Aus-, Anziehen, Waschen etc. Ich habe mir ein Studio etwas außerhalb gesucht, das ich trotzdem gut erreichen kann. In der City ist es bestimmt etwas teurer.
Fazit
Wer sich traut, auch jemand anderes mal an dieser privaten Stelle Hand anlegen zu lassen, wird es nicht bereuen. Das Haar bleibt länger fern, wird weniger und weicher, die Haut bleibt länger glatt und hat weniger Pickel. Und wer dann meint, er gehört zu den ganz Harten, kann es sogar mal selber probieren. Doch Achtung: Was ihr anfangt, solltet ihr dann auch zu Ende bringen. ;)
