Von emanzipierten Frauen gefeiert, von der katholischen Kirche geächtet: Eine weltweit umstrittene Geburtsstunde feiert Jubiläum. Gestern, am 1. Juni 1961, kam in Deutschland die erste Antibaby-Pille mit dem Namen Anovlar auf den Markt. Anfangs streng reglementiert, wurde die hormonelle Wirkung der Pille zunächst nur verheirateten Frauen zur Menstruationsregulierung verschrieben. Doch die sexuelle Revolution erobert die Pille für sich. In der Geburtenwelle kommt es Anfang der Siebziger Jahre zum sogenannten Pillenknick. Heute ist das winzige Dragee das meistbenutzte Verhütungsmittel Deutschlands mit über 6 Millionen Anwenderinnen. Die Begleiterscheinungen sind sexuelle Freiheit sowie freie Geburten- und Familienplanung, aber auch eine deutliche Verlagerung des Altersdurchschnitts hin zur alternden Gesellschaft. In jedem Fall zählt die Pille zu den bedeutendsten medizinischen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts. Die Langzeitwirkung bleibt noch zu beobachten.